!Women Art Revolution: Lynn Hershman Leeson

INTERVIEW MIT LYNN HERSHMAN LEESON

Lynn Hershman Lesson, in Ihrem vielbeachteten Dokumentarfilm !Women Art Revolution zeigen Sie anhand von intimen Interviews, Kunstwerken und selten gezeigtem Film- und Videomaterial die Bedeutung der feministischen Kunstbewegung und ihren Einfluss auf unsere Zeit. Mit einem vorausschauenden Gespür haben Sie Ihre Kolleginnen dokumentiert, die mit ihren provokanten Aktivitäten das patriarchalische Kunstestablishment erschütterten. 40 Jahre lang haben Sie an diesem Film gearbeitet – 2012 wurde !Women Art Revolution fertiggestellt.

Was hat Sie in all den Jahren motiviert, Gespräche zu führen und diese filmisch festzuhalten?

ICH FAND, ES SEI DAS WICHTIGSTE, WAS ZU DIESER ZEIT PASSIERT.

Sie haben bis heute 26 Filme produziert, darunter zwei frühe, wegweisende Filme mit Twilda Swinton (Teknolust, 2003; Conceiving Ada, 1997). Was war der Auslöser dafür, endlich den Film !Women Art Revolution? zu drehen?

VIELE MENSCHEN KANNTEN DIE GESCHICHTE NICHT – UND FRAUEN STARBEN.

Es müssen Hunderte von Stunden an generationenübergreifenden Interviews mit wichtigen Künstlerinnen, Kritikerinnen und Kuratorinnen gewesen sein.

JA, 2000.

Sie haben aus diesem Material Aussagen und Sequenzen aus historischem Film- und Videomaterial und jüngeren Aufnahmen destilliert. Der geschichtsübergreifende, nicht-lineare Ansatz lässt bekannte Persönlichkeiten wie Lucy Lippard, Yvonne Rainer, Martha Rosler, Adrian Piper und Nancy Spero im Laufe der Jahrzehnte mehrfach wiederkehren, bezieht aber auch die Perspektiven und die Arbeit der nachfolgenden Generationen mit ein. Haben Sie alle Interviews selbst geführt oder haben Sie auch Found Footage verwendet?

ICH HABE SIE ALLE SELBST GEFÜHRT.

Wow! Und wie sind Sie beim Schnitt vorgegangen?

ES HAT VIER JAHRE GEDAUERT, IN DENEN ICH JEDEN TAG 10 STUNDEN GEARBEITET HABE, OHNE EINEN DOLLAR ZU VERDIENEN – UND ICH KONNTE MEINE EIGENE KUNST NICHT MACHEN.

Welche Rolle hat die Musik gespielt?

EINE ENTSCHEIDENDE. ICH WOLLTE ES PEPPIG HABEN.

Women Art Revolution blickt zurück auf die späten 1960er bis 1970er Jahre, als verschiedene feministische Initiativen gegründet wurden. Sie selbst hatten sich als Studentin in Berkeley radikalisiert. Wie macht sich diese Prägung heute bemerkbar?

JUNGE FRAUEN FÜHLEN SICH HEUTE ANSPRUCHSBERECHTIGT! SIE SIND JETZT IN GALERIEN, SIND KRITIKERINNEN, MUSEUMSDIREKTORINNEN, GALERISTINNEN. ES IST EIN GROSSER UNTERSCHIED ZU DAMALS – ABER DAS IST NICHT GENUG.

Der Film zeigt, wie Frauen für freie Meinungsäußerung und Sichtbarkeit gekämpft haben. Es geht auch um das Beharren darauf, dass Kunst und Politik untrennbar sind. Der Körper – das Persönliche – ist politisch. Inwieweit ist das noch relevant und wichtig?

ES IST RELEVANT UND WICHTIG, SICH DIESE DINGE IMMER WIEDER INS GEDÄCHTNIS ZU RUFEN.

Es gibt eine Sequenz, in der Sie Museumsbesucher (um 2011) fragen, ob sie drei Künstlerinnen nennen können. Sie konnten es nicht. Was muss noch geschehen, bevor Künstlerinnen in den allgemeinen Kunstkanon aufgenommen werden?

FRAUEN MÜSSEN WERTGESCHÄTZT, GESAMMELT UND GEZEIGT WERDEN, IHRE PREISE MÜSSEN STEIGEN.

Was hat Ihnen bei der Produktion des Films besonders gut gefallen?

DIE FRAUEN ZU TREFFEN UND SIE REDEN ZU HÖREN.

Was beschäftigt Sie derzeit als Künstlerin und Filmemacherin?

SO VIEL …

Vielen Dank, Lynn, für deine kurzen und prägnanten Antworten! Und wenn Sie, liebe Leser:in, mehr über feministische Initiativen im Amerika der 1970er Jahre lesen möchten, klicken Sie hier.


Lynn Hershman Leeson ist Künstlerin und Filmemacherin. Mit ihrer interdisziplinären Arbeit initiiert sie feministische Diskurse und setzt sich mit Fragen der Identität, Überwachung, Zensur und technologischen Innovationen auseinander und gilt als einflussreiche Frau im Bereich der Medienkunst.

Für ihren jüngsten Film Logic Paralyzes the Heart erhielt sie eine lobende Erwähnung der Jury der 59. Biennale di Venezia International Art Exhibition The Milk of Dreams.

Autor: K.K.Buhler

Ich bin Karin Karinna Bühler, eine Schweizer Künstlerin und Informationswissenschaftlerin, auf der Suche nach Haltung in unserer patriarchal geprägten Gesellschaft.

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