National Museum of Women in the Arts: Seit 1987

Die Eröffnung des National Museum of Women in the Arts im Sommer 1987 wurde im Vorfeld kontrovers diskutiert. So hiess es in der Tageszeitung (Washington City Paper): Wilhelma Holladay hat – fast im Alleingang – das National Museum of Women in the Arts gegründet. Warum also jubeln Feministinnen nicht?

Im von Lucy Lippard gesammelten Zeitungsbericht – einer unter vielen! – entnehme ich, dass sich die Kritik auf Holladays mangelndes Interesse an den aktuellen Bedürfnissen der Künstlerinnen bezieht. Holladay habe sich geweigert wie eine ausgewiesene Feministin zu sprechen, zu denken oder zu leben. In Verbindung mit ihrem mangelnden Wunsch, dies zu tun, hatte sie in der Kunstszene für Aufsehen gesorgt.

Miriam Schapiro, die zusammen mit Judy Chicaco das erste feministische Kunstprogramm am California Institute for the Arts initiiert hat, wird in derselben Zeitung zitiert: „Ja, Frauen wollen ihre eigene Geschichte haben. Sie wollen Beispiele von vergessenen Frauen sehen und hören, die einen Beitrag geleistet haben. Vor allem aber brauchen sie die Anerkennung ihres grundlegenden Wertebewusstseins, eine Stärkung ihrer Werte, um Teil einer kritischen Masse zu sein, die zählt.“

Im selben Artikel äusserte sich auch Linda Nochlin, Kunsthistorikerin, dem neuen Museum gegenüber kritisch: „Ich bin nur dann für eine solche Idee, wenn es sich um ein feministisches Projekt handelt und die Absicht besteht, die Position von Künstlerinnen zu verändern, anstatt sie durch Ghettoisierung zu bestätigen.“

Trotz aller kritischen Stimmen öffnete das Museum im Juli 1987 ihre Tore mit der Ausstellung American Women Artists, 1830–1930. Die Idee für das Museum entstand denn auch aus einer einfachen, offensichtlichen, aber selten gestellten Frage: Wo sind all die Künstlerinnen?

Museumsgründerin Wilhelmina Cole Holladay begann in den 1970er Jahren mit dem Sammeln von Kunst, als Wissenschaftler:innen und Kunsthistoriker:innen gerade begannen, die Unterrepräsentation von Kunst von Frauen und verschiedenen Rassen und ethnischen Gruppen in Museen zu diskutieren.

1988 steuerte Lucy R. Lippard einen Beitrag zum Ausstellungskatalog Women Artists of the New Deal Era bei. Und das Museum besteht heute noch.

National Museum of Women in the Arts im Umbau, Juli 2022

Es befindet sich ganz in der Nähe der Archives of American Art. Leider ist es aufgrund einer umfassenden Renovation nicht geöffnet.

Die Website hält aber Profile von über 1000 Künstlerinnen bereit: https://nmwa.org/art/artists/. Zudem werden Werke aus dem 16. Jahrhundert bis heute gelistet: https://nmwa.org/art/collection/.

Leider ist auch die Bibliothek und das Recherche-Zentrum geschlossen: https://nmwa.org/learn/library-research/. Das Betty Boyd Dettre Library and Research Center (LRC) im National Museum of Women in the Arts verfügt über eine spezielle Sammlung von Forschungsmaterial über Künstlerinnen. Die Aufgabe des LRC besteht darin, den Aufbau von Wissen über die Geschichte und die Leistungen inspirierender Künstlerinnen weltweit zu fördern. Es ist das erste große Archiv der Welt für Informationen über Künstlerinnen.

Und die Mission bleibt:

Künstlerinnen werden seit Jahrhunderten an den Rand gedrängt. Heute sind die geschlechtsspezifischen Vorurteile zwar weniger offensichtlich, aber zeitgenössische Künstlerinnen sind immer noch mit vielen Hindernissen und Ungleichheiten konfrontiert und in Museumssammlungen und Ausstellungen weltweit nach wie vor unterrepräsentiert. Ihre historischen Vorläuferinnen verdienen es immer noch, dass ihre Geschichten erzählt werden.

Autor: K.K.Buhler

Ich bin Karin Karinna Bühler, eine Schweizer Künstlerin und Informationswissenschaftlerin, auf der Suche nach Haltung in unserer patriarchal geprägten Gesellschaft.

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