#3: A-Z West

Die Initialen A-Z stehen für Andrea Zittel. Die amerikanische Künstlerin lebt in Joshua Tree, Kalifornien, wo sie den Kunstproduktionsort A-Z West als ein Kunstwerk aufgebaut hat. Neben ihrem Wohnhaus und einer Werkstatt mit Weberei und Töpferei gibt es unterschiedeliche Wohneinheiten, mit denen Zittel Räume, Objekte und Lebensweisen untersucht. Für mich ist ihr Guest House der ideale Ort, während meiner Recherche-Reise inne zu halten und um über den eigenen Raum nachzudenken.

Virigina Woolf forderte 1929 in ihrem Essay A Room of One’s Own einen eigenen Raum, in ihrem Fall für Autorinnen, damit sie eigene Gedanken entwickeln können. Die Forderung kann selbstverständlich auch auf andere Bereiche angewendet werden.

Vor zweiundzwanzig Jahren wollte ich herausfinden, ob ich in der Lage bin, in einem Alltag ohne vorgebene Strukturen selbständig zu arbeiten, den eigenen Interessen nachzugehen und eigene Ideen zu entwickeln – ob ich Künstlerin sein wollte. Ich entschied, diesen Versuch in Barcelona durchzuführen und hatte mir ein Zimmer und einen Atelierraum organisiert. Der Aufenthalt bestärkte mich darin, auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.

Zwei Jahre später wurde ich Mutter. Mit Kleinkindern stellte sich heraus, dass das Vorhandenseins eines Atelierraums noch lange nicht heisst, dass dieser auch als solcher benutzt wird. Noch wichtiger als ein physischer Raum erwies sich für mich freie Zeit. Ich schuf mir Raum, Zeitraum, um meinen Ideen nachgehen und Ausstellungen realisieren zu können. Und ich lernte mich auch gut zu organisieren, fokussiert zu agieren.

In dieser Zeit realisierte ich auch, dass ich keine Atelierkünstlerin bin. Ich entwickelte eine Arbeitsweise, die von einem Atelierraum losgelöst ist. Ortsbezogene Recherchen, Literaturrecherchen liegen meinen Arbeiten zugrunde und benötigen zu deren Erarbeitung keinen fixen Raum. Lediglich für die Umsetzung der Ideen ist ein Raum erforderlich.

Im Palais Bleu in Trogen, einem genossenschaftlich geführten Lebens-, Arbeits- und Kulturort ist das bestens möglich. Das Atelier dient in erster Linie als Büro. In den langen Gängen und Werkstätten können auch grössere Arbeiten im Massstab 1:1 geplant und bei Bedarf vor Ort realisiert werden. Familienleben und Arbeit finden neben- und miteinander statt.

Die Kinder sind unterdessen erwachsen. Es ist für mich das erste Mal seit fast zwanzig Jahren, dass ich mich dank des Stipendiums der Ausserrhodischen Kulturstiftung erneut für mehrere Monate im Ausland aufhalte. Das Vorhandensein von freier Zeit macht die Recherche-Reise so wertvoll. Es erlaubt fernab von Gewohntem Neues zu erfahren und auszuprobieren, einem Gedankenfaden zu folgen – ohne Unterbruch durch Erwerbstätigkeit oder alltägliche Verpflichtungen.

Quelle: Wikimedia

Autor: K.K.Buhler

Ich bin Karin Karinna Bühler, eine Schweizer Künstlerin und Informationswissenschaftlerin, auf der Suche nach Haltung in unserer patriarchal geprägten Gesellschaft.

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